Warum sprechen wir mit Hunden wie mit Babys – und warum lieben sie es?

Warum sprechen wir mit Hunden wie mit Babys – und warum lieben sie es?
Jeder Hundebesitzer kennt es: Kaum erblicken wir unseren Vierbeiner, setzt ein Reflex ein – unsere Stimme wird höher, die Worte klingen süßer und das Gespräch geht ungefähr so: „Ja, wer ist denn mein süüüüßer Wuffi? Bist du ein braver Junge?“ Aber warum tun wir das? Ist es einfach nur eine Marotte, oder steckt da mehr dahinter? Die Wissenschaft sagt: Ja, es steckt mehr dahinter – und Hunde lieben es!
Dog-Directed Speech: Die „Babysprache“ für Hunde
Das Phänomen, dass Menschen in einer höheren, emotional aufgeladenen Stimme mit ihren Hunden sprechen, hat einen wissenschaftlichen Namen: Dog-Directed Speech (DDS). Ähnlich wie bei der „Infant-Directed Speech“ (IDS), mit der wir Babys ansprechen, ist DDS durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
- Höhere Tonlage
- Übertriebene Betonung
- Langsamere Aussprache
- Wiederholungen
Und genau wie Babys scheinen auch Hunde darauf ganz besonders zu reagieren.
Die Wissenschaft dahinter: Warum sprechen wir so?
Es gibt mehrere Theorien, warum Menschen intuitiv mit Hunden in dieser „piepsigen“ Weise sprechen:
- Instinktive Reaktion: Menschen neigen dazu, mit kleinen, niedlichen Wesen (Babys, Tiere, sogar Plüschtiere) in einer höheren Stimme zu sprechen. Das könnte tief in unserem evolutionären Verhalten verankert sein.
- Soziale Bindung: Eine freundliche, hohe Stimme signalisiert Zugewandtheit und Liebe. Hunde sind hochsoziale Tiere, die darauf konditioniert sind, menschliche Signale zu interpretieren.
- Evolutionäre Anpassung: Hunde leben seit Jahrtausenden mit uns zusammen. Es wird vermutet, dass sie im Laufe der Domestikation gelernt haben, sich besonders für diese Art von Sprache zu interessieren, da sie oft mit positiven Interaktionen (Futter, Streicheleinheiten, Spielen) verbunden ist.
Warum lieben Hunde es?
Studien zeigen, dass Hunde nicht nur auf Dog-Directed Speech reagieren – sie bevorzugen sie sogar. Eine Studie von Gergely et al. (2018) ergab, dass Hunde länger zuhören und eher auf eine Person zugehen, wenn diese in einer hohen, freudigen Stimme spricht. Hier sind einige wissenschaftlich fundierte Gründe dafür:
- Aufmerksamkeit: Die hohe, singende Stimme hebt sich von der normalen Alltagskommunikation ab und weckt sofort das Interesse des Hundes.
- Emotionale Sicherheit: Hunde nehmen Tonfall und Stimmung intensiver wahr als Worte. Eine freundliche, singende Stimme signalisiert, dass alles in Ordnung ist.
- Bessere Verständlichkeit: Übertrieben betonte Wörter helfen Hunden, Kommandos und Lob besser zu verstehen. Ein gedehntes „Braaaaaver Hund!“ bleibt also besser hängen als ein monotones „Gut gemacht“.
- Ähnlichkeit zur Mutter-Welpen-Kommunikation: Hundemütter kommunizieren mit ihren Welpen oft in sanften, beruhigenden Tönen. Unsere piepsige Stimme könnte für Hunde unbewusst ähnliche Assoziationen wecken.
Fazit: Weiterquietschen, es lohnt sich!
Wenn du das nächste Mal mit deinem Hund in deiner süßesten Stimme sprichst – mach dir keine Sorgen, es ist wissenschaftlich erwiesen, dass dein Hund es liebt. Also, raus mit den hohen Tönen und rein in die fröhliche Kommunikation. Dein Hund wird’s dir mit Schwanzwedeln danken.
- Tags: Erziehung